Slimline – Shirt wie Hose

Noch im Wintermodus hatte ich mir eine Kombination von Stoffen zurechtgelegt, die zusammen eine vollständige Garderobe ergeben sollten. Aus dem „Dunkelbunten“ ist ein Shirt, eine Hose und ein Cardigan entstanden. Letzterer war auf dem Bild noch in Planung.

Zuerst wurde die Hose fertig. Aus einem Baumwollmischgewebe in Fischgratbindung entstand eine 5-Pocket-Hose, selbstkonstruiert. Zwar hatte ich schon einmal einen Jeanshosenschnitt, (die gelbe), wie diesen konstruiert, meinte aber, da ginge noch was in Bezug auf die Weite. Und damit meine ich ausdrücklich nicht am Bein, sondern an Bauch, Hüfte, Po. Am Bein habe ich es nicht so gern so eng anliegend, denn ich finde, das macht den Po im Verhältnis nur dicker, was nicht sein muss. Manche haben ja schon kräftige Oberschenkel, bei denen macht der Unterschied vielleicht nicht soviel aus, aber insbesondere bei älteren Frauen zu sehen, finde ich dicker Po und dünne Beine schlimm.

Aber, um nicht vom Thema abzukommen, ich hatte mich geirrt. Die erste Konstruktion war schon gut gewesen, denn ich bekam nun Schwierigkeiten mit der Spaltbreite (Querschnitt). Vorn war es eher zu eng, hinten zu weit. Wenn vorn der Schrittbogen zu eng, zu kurz ist, ergibt das eine Katzenbartoptik. Bei engen Hosen nimmt man es so hin, eigentlich soll das aber nicht sein. Ein bisschen was konnte ich noch ausgleichen, aber nicht viel, denn ich gebe immer nur wenig Nahtzugabe. Wie bei der ersten Konstruktion auch musste ich in der rückwärtigen Mitte am Bund noch drei Zentimeter herausnehmen. Mir ist schleierhaft, warum. Vielleicht passen meine eher auf Bequemlichkeit ausgerichteten Messungen nicht mit der Konstruktionsgrundlage zusammen?- Ich weiß nicht, es ist ja auch nicht weiter schwer zu beheben. Wenn alles andere passt, bin ich zufrieden.

Eine interessante Entdeckung habe ich gemacht in Bezug auf beinenge Hosen. Ich besitze durchaus auch solche. Im Vergleich stellte sich heraus, dass die Hinterhose fast gleich war, während nur die Vorderhose an beiden Seiten verschmälert wurde. Der Bund war natürlich auch um einiges tiefer gesetzt, wohl weil die Proportionen sonst nicht mehr so stimmen, wie gesagt. Dass man aber von der Schrittnaht vorn noch etwas wegnehmen konnte, hat mich erstaunt. Es handelte sich mit der Vergleichshose um eine mit Stretch, muss ich dazusagen.

Noch eine Entdeckung habe ich bei einer alten Kaufjeans gemacht, als ich mal geschaut habe, wie andere die Münztasche gestalten. Die war nicht rechteckig, wie ich vermutet hatte und wie Müller&Sohn es auch zeigt, sondern zur vorderen Mitte hin abgerundet. Wie praktisch das ist, denn die Öffnung ist nicht so klein und man kann die Münze quasi hochrollen mit einem Finger. Weiter kann man auf den Bildern noch sehen, wie ich das Innere der Hose gestaltet habe. Wobei, in der hinteren Mitte habe ich dann doch noch eine Naht in den Bund gemacht, als ich ändern musste. Ich hätte es fast so gelassen, aber die Hose hing einfach nach kurzer Zeit und hatte kein gutes Tragegefühl. Statt Knopflochgarn für die Absteppung der Taschen zu nehmen, habe ich den Dreifachstich mit dem normalen Nähgarn angewandt.

Aus den vorhandenen 1,40 Meter Jerseystoff habe ich zwei Shirts herausquetschen können, eines mit rundem Ausschnitt, eines mit Stehkragen. Sie sind nach einer Anleitung aus „Historische Schnitte“, ein Buch, das ich schon mehrfach erwähnt habe. Da gibt es Rockunterbauten, Fünfzigerjahre-Ausschnittvarianten, Underwear… Die Shirts sind mit einem Negativ ease von 7,5% gemacht. Diese krumme Zahl der Verkleinerung wegen der Dehnbarkeit des Materials ergab sich so, weil ich zunächst die Rückenteile und ein Paar Ärmel mit negativ ease von 10% zugeschnitten habe. Als ich aber sah, dass der Ärmel am Handgelenk arg schmal geworden war, habe ich beschlossen, die Vorderteile nur mit 5% negativ ease zuzuschneiden und bei dem zweiten Paar Ärmel ganz auf Reduzierung zu verzichten. Die etwas zu engen Ärmel habe ich gekürzt. Ich hätte die benötigte Weite leicht kontrollieren können. Das Muster wollte noch berücksichtigt werden, und da wurde es schon ein bisschen eng mit der Stoffmenge. Die Schnittmuster der Vorder- und Rückenteile in voller Größe aufzulegen finde ich sinnvoller als im Stoffbruch zuzuschneiden. Man hat mehr Überblick über das Muster, ob es sich verzogen hat oder nicht. Ich denke, das mache ich jetzt immer so.

Bei dem braunen Stoff, Viskose-Polyestermischung, wusste ich lange nicht, ob ich lieber einen kurzen Kastenpullover oder einen Cardigan daraus machen sollte. Auf jeden Fall sollte das grafische Muster des Shirts zu sehen sein. Als er dann fast fertig war, gefiel mir die Weite nicht zu dem enganliegenden Shirt. Es wärmt auch nicht, wenn zuviel Luft ist zwischen den Stoffschichten. Daher habe ich ihn anders kombiniert und werde das Ergebnis später mal zeigen.

Tja, und da mir bestimmt etwas kalt werden würde mit dem dünnen Longsleeve, musste ein anderes Darüber gefunden werden. Der helle Tailleur ging gut zur Hose und zum Shirt.

Dieser Beitrag ist verlinkt bei „Sea of teal„, denn es geht auch in diesem Jahr weiter mit „Sew your wardrobebasics“, was mir bisher entgangen war. Es gibt keine weiter eingrenzenden Themen, so dass vieles passt, simple Hosen und Shirts wohl allemal. Hallo Stef! Viele Grüße von Regina!

4 Gedanken zu “Slimline – Shirt wie Hose

  1. Siebensachen 1. April 2021 / 10:09

    Die Hose passt und sitzt fabelhaft, finde ich. Ich wünschte, ich würde das bei mir mal so hinbekommen. Mit dem Shirt zusammen sieht das sehr gut aus. Du hast auch genau die schlanke Figur, um das so zu tragen. Da ich gerade auch Hosen nähe (neue Schnitte sind im Test), habe ich mir deine Detail-Fotos genau angesehen. Vordere Hose innen: Wenn ich das richtig sehe, ist der Taschenbeutel bzw. die Passe am Besatz vom Hosenschlitz angenäht. Das habe ich bisher nie so gemacht; deshalb war ich wahrscheinlich immer unzufrieden mit dieser Stelle an der Hose. Das werde ich bei der nächsten auf jeden Fall mal ausprobieren. Vermutlich ist das für dich ganz normal, das so zu nähen …
    LG
    Siebensachen

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    • formspielerins werke 1. April 2021 / 12:16

      Bei einer Stretchhose könnte es sinnvoll sein, die Taschen frei hängen zu lassen. Ja, ich mache es immer so. Bei einer Bundfaltenhose macht es technisch schon Sinn, hier müsste man nicht unbedingt am Untertritt festnähen. Dann bin ich gespannt auf deine Hosentests!

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