Rote Trenchjacke

So, zum heutigen MeMadeMittwoch darf ich euch in einer roten Trenchjacke begrüßen! Gerade erst habe ich den achten Bloggeburtstag feiern können und freue mich, dass ich so weit gekommen bin, nun auch schöne anspruchsvolle Jacken nähen zu können. Wie auch vorhergehend schon zu sehen war.

Ich wollte nach kurzer, praktischer und auch wärmender Bikerjacke und stärker bedeckendem Mantel gern noch ein Zwischending haben für den Sommer. Die hüftlange Jacke hat also auch nur ein einfaches Futter und ist in einer freundlichen, aktiven Farbe gehalten. Der Stoff ist Baumwolltwill.

Vieles sieht ziemlich ähnlich aus, ist es aber eigentlich nur bei den Details. Der Schnitt ist völlig neu konzipiert. Ich habe wieder einen Grundschnitt in Mantelweite verwendet, nach Müller&Sohn, und bin dabei tailliert geblieben ohne zu erweitern. Das Armloch ist nur leicht vertieft. Die Hüfte ist leicht ausgestellt, was die Figur betont und auch tragbarer macht. Ich habe lange getüftelt, wie Knopfverteilung und vorderer Koller sein soll.

Für den Raglanärmel ist eine spezielle Konstruktion nötig. Ich mache alles am Computer fertig mit Schnittplan und allem und drucke es dann aus. So weiß ich schon vorher, wieviel Stoff ich brauchen werde, hier etwa zweieinhalb Meter.

Futterreste fanden sich noch an, so dass ich zusammen mit einem bunten Stück Baumwollstoff für vorn das Innere füllen bzw. sauber abschließen konnte. Schnallen und Haken hatte ich ja noch aus der Vorratspackung. Bei den Knöpfen war es schon schwieriger, wegen denen war ich dreimal los…

Man sieht wochenlang nur Teile und Teile und die Abstepperei nimmt kein Ende, aber Leute ertragen kaum ein Reel auf Instagram, das mal drei Minuten lang. So ist die Welt, alles sofort und umsonst! Aber es fällt nicht alles so aus der Maschine.

Wir können gern mal besprechen, was das Besondere nähtechnisch ist, deswegen bin ich hier. Zum Beispiel die Schlaufen des Ärmelgurtes werden eingeschlagen festgenäht. Erkläre mir einer, wie das gehen soll, wie die Industrie das macht, bei mir nur mit Pinzette. Weil es eine schlanke Optik macht, mache ich es natürlich auch.

Ich finde es faszinierend, wie wandelbar ein Trench ist in den Verschlussvarianten. Dieser sieht auch ohne Gürtel gut aus. Nur hinten hätte man dann eine sichtbare Schaufe. Man vergleiche, dass der rückwärtige Koller im Vergleich zur blauen Bikerjacke viel kleiner ist, dort reicht er nämlich bis zur Ellenbogenabtrennung.

Man hätte auf die Ellenbogenverstärkung verzichten können zugunsten einer cleanen Optik, aber ich finde sie wirklich sinnvoll und schön. Und dann „natürlich“ gemäß dem Chanel-Motto: No button without buttonhole! Zum Beispiel auch an den Schulterriegeln diesmal, aber nur in der oberen Lage. Wie lang soll der Knopfstiel sonst werden?! In der Taille hätte noch ein Innenknopf gehört, aber ich brauche den eigentlich nicht. Wir haben also neun gestickte Knopflöcher insgesamt, zusammen mit denen vom Windschutz, den es auch hier gibt. Die Form ist jedoch schmaler.

Bilder in der frischen Natur wären zwar auch schön gewesen, aber so sommerlich war es bisher ja noch nicht. Statt dessen nutze ich mal die Fotowand, die nun sowieso für einen Monat installiert ist, für den MeMadeMay, an dem ich in diesem Jahr wieder teilnehme, auf Insta. Und hoffe, dass die Menschen nicht in Lethargie versunken sind. Zu viele gucken nur. Es wird alte und neue Sachen geben und auch welche, die noch nie zu sehen waren. Es geht darum, den Kleiderschrank neu zu entdecken und schöne Kombinationen zu finden. Jedenfalls ist das meine Challenge. Dass manches dabei vielleicht etwas aufgemöbelt und gangbar gemacht werden muss, bleibt wohl nicht aus. Dafür machen wir es!

Einen schönen Sommer also und wir sehen uns!

8 Gedanken zu “Rote Trenchjacke

  1. Elke 1. Mai 2024 / 15:31

    Deine 3 Jacken sind alle perfekt gelungen. LG Elke

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  2. piek & fein 1. Mai 2024 / 19:15

    Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Blogjubiläum und zu Deiner schönen Trenchjacke! Ich finde es sehr bewundernswert, wie Du Dir die Schnitte konstruierst.

    LG Julia

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  3. silviafranziska 1. Mai 2024 / 19:41

    Toll! Mehr fällt mir dazu gar nicht ein, nein doch: Wunderschöne Farbe, herrliches Futter und großartig gearbeitet. Schnittkonstruktion finde ich auch sehr spannend, bin aber über das Kindergartenniveau noch nicht hinausgekommen. Naja, wenn ich dein Modell so ansehe, juckt es mich in den Fingern. Liebe Grüße, Silvia

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  4. Siebensachen 1. Mai 2024 / 22:44

    Hm, dich und deinen Blog habe ich ein wenig aus den Augen verloren, was wohl damit zusammenhängt, dass ich zuletzt viel weniger genäht und beim MMM kaum noch mitgemacht habe. Da habe ich vermutlich einiges versäumt, denn deine Modelle sind ja immer sehenswert und lernen kann man auch viel. Nun, jetzt habe ich dich wieder auf dem Schirm.

    Ein toller Trench; den ich auch sofort so tragen würde.

    LG

    Siebensachen

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  5. Mein Lebensspiel 1. Mai 2024 / 23:21

    Deine Jacken und deine Akribie bewundere ich jeden Monat. So viel Arbeit und Geduld, da schneide ich mir gerne eine Scheibe ab.

    Der Trenchcoat ist klasse und steht dir ausgezeichnet.

    LG Miriam

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  6. teetrinkerszuhause 3. Mai 2024 / 14:11

    Und wieder so ein Megateil, ganz toll. Du steckst so viel Liebe und Überlegungen in deine Schnitte, da fehlen mir die Worte.

    Die Trenchjacke sieht wunderschön aus, ich hoffe sie begleitet dich viele Jahre.

    LG, Heike

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  7. Stefanie 3. Mai 2024 / 14:52

    Dein Trench ist unglaublich professionell geworden und sieht toll aus. Wunderschöne Farbe, tolles Futter und auch unglaublich sorgfältig gearbeitet. Ich bin echt beeindruckt.

    An Schnittkonstruktion habe ich mich noch nicht herangetraut. Mit welcher Software arbeitest Du? Und Druckst Du dann alles zu Hause oder lässt Du plotten? Deine Schnittteile sehen nach Seidenpapier aus, hast Du den Schnitt darauf projeziert?

    Viele Grüße mit vielen, bewundernden Fragezeichen, Stefanie

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  8. formspielerins werke 3. Mai 2024 / 16:28

    Vielen Dank! Ich arbeite mit den Büchern vom Rundschau-Verlag. Das Schnittsystem von Müller&Sohn hat mich überzeugt. Zuerst habe ich nur auf Papier konstruiert und die Grundschnitte in Nesselstoff erprobt. Diese habe ich später in Adobe Illustrator gezeichnet. Damit arbeite ich jetzt die Modellschnitte aus. Ich kann sie zuhause in Originalgröße ausdrucken. Allerdings lasse ich die Blätter nicht überlappen, so dass nicht bedruckte weiße Ränder bleiben. Da ich aber weiß, wie die Linien laufen sollen, ist das kein Problem für mich und klebe die Bögen Stoß an Stoß aneinander, mit Kreppklebeband. Dann wird abgepaust mit Seidenpapier, das dann auf den Stoff festgesteckt wird. Soweit mein Workflow!

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