Jeans – Steppweste

Es ist Zeit für ein flexibles Basisteil! Den Jeans-/Chambreysteppstoff hatte ich schon lange liegen und für eine Weste gedacht gehabt. Nun gab Stefanie von „Sea of teal“ mit ihrem Jahres-Sew-along den Anstoß, es auch anzupacken. Und ich bin ganz glücklich darüber!

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Es sollen übers Jahr hinweg vielfältig kombinierbare Stücke für die Garderobe entstehen (#sew your wardrobe basics). Zusätzliche Maßgabe für den Januar war „Denim“. Kurz vor Schluß schaffe ich es also noch, meinen Beitrag zu verlinken. Erstmal zeige ich ein paar Outfits mit dem, was der Kleiderschrank so hergibt. Vieles davon ist ebenfalls selbst konstruiert und genäht. Die Bluse ist hier besprochen, die Jeanshose hat keinen eigenen Beitrag, weil sie eigentlich ein kopierter und optimierter Schnitt von einer Kaufhose ist.

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Eigentlich finde ich, ist Jeans in kräftigem blau schon was für den Sommer, zusammen mit weiß oder rot. Die weiße Bluse ist nicht von mir. Den maritimen Rock hat man vor Jahren mal hier gesehen.

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Selbst wenn es mal kühler wird, die Weste passt auch noch gut über eine Sweatjacke oder einen Pullover.

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Kombiniert mit grauem Rolli muss ich gleich mal meine neuen Nähskills zeigen: Pattentasche!

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Aber auch dunkelorange macht sich gut. Der Pullover ist hier besprochen.

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Blau lässt sich gut mit verschiedenen Brauntönen kombinieren, mal mit dunkler, mal mit heller Hose.

Noch einmal mit anderem Pullover leite ich auch schon über in den Technikteil!


Making of:

Den mit Zugaben für eine halbweite Jacke gefertigten Grundschnitt habe ich in der Weise verändert, dass ich vorn Brust- und Taillenabnäher miteinander verbunden habe und also Mittelteile und Seitenteile habe. Im Rücken habe ich den Schulterblattabnäher ein wenig parallel zur Seite hin verschoben, damit er gut in einer Flucht mit dem Taillenabnäher liegt und ich beides harmonisch miteinander verbinden kann. Die hintere Mitte ist im Stoffbruch, d.h. es gibt ein Mittelstück und die Seitenteile.

Aber mal langsam, was meine ich mit „Zugaben“? Ein Grundschnitt sieht in seiner Form immer gleich aus (nämlich so wie mein Logo =halbes Vorderteil). Der Unterschied liegt für ein Kleid, einer Jacke oder einem Mantel nur in der unterschiedlichen Weite. Diese erreiche ich, wenn ich gleich bei der Konstruktion an bestimmten Stellen andere Maße voraussetze. Diese Stellen sind Brustbreite, Rückenbreite und Armlochdurchmesser.

Na egal, nach dem Rohbau ging es jedenfalls darum, Halsausschnitt und insgesamte Länge festzulegen. Dazu habe ich mir eine Bluse zur Anprobe hergenommen und geschaut, dass nichts stört, wenn die obersten zwei Knöpfe geöffnet sind. Nahtzugaben brauchte ich an allen Kanten nicht, weil mit Schrägband eingefasst werden sollte. Nach Abrunden des Saumes an der vorderen Mitte stand auch die benötigte Länge für den Reißverschluss fest. Die Teilungsnähte habe ich abgesteppt.


Die einseitigen Paspeltaschen, oder auch Pattentaschen genannt, sind meine ersten überhaupt. Ich habe es hinbekommen letztenendes, aber systematisches Arbeiten geht anders. Indem ich es dokumentiere, bleibt mir der Werdegang in Erinnerung, hoffe ich.

Den Paspel habe ich auch aus dem Steppstoff gearbeitet, nur dass er vorher von der Absteppung und den unteren beiden Lagen befreit wurde. Wenn man die Einstiche etwas ausgestrichen hat und den Stoff noch einmal nass gemacht und gebügelt hat, war weiter nichts an Spuren zu sehen.

Die Stelle für den Einschnitt verstärkte ich. Die Markierung muss auf die rechte Stoffseite durchgeschlagen werden, mit Nadeln z.B.. Dort kommt auf die eine Seite der verstärkte Paspelstreifen, auf die andere der nachher noch sichtbare Anteil des Taschenbeutels aus Stoff. Beide Teile werden dann durch den nun erst aufgeschnittenen Schlitz auf die linke Stoffseite geführt. Der Paspel soll doppelt liegen und ist dann so breit wie der Schlitz. Auch die entstandenen Ecken werden nach hinten gezogen und auf die Paspelenden genäht. Auf die Paspelseite kommt dann noch der Taschenbeutelanteil aus Futterstoff. Wenn die Taschenteile zur vorderen Mitte zeigend gelegt sind, können sie aufeinander genäht werden.

Ich denke, man muss keine von vorn sichtbare Absteppung machen. Es kann dekorativ sein wie hier oder vielleicht legt es sich bei Jersey besser. Man kann den Stofftaschenbeutel an den kurzen Seiten der Paspel auch nur von hinten fixieren und dann auch den Futterstoff im weiteren Verlauf.

Die Schwierigkeit lag für mich in der Frage, wie eine Absteppung von der rechten Stoffseite her um die Paspel herum zu machen ist. Ich möchte ja nicht die auf der Innenseite liegenden Taschenbeutel ungewollt mitfassen. Man muss also, wenn man den Futterbeutel an die Paspelnahtzugabe genäht hat, diese Strecke auch gleich absteppen, denn da kommt man später nicht mehr ran. Die restliche U-förmige Strecke kann man dann in einem Stück nähen, habe ich festgestellt, um dann schließlich den Taschenbeutel von links vollständig zusammenzunähen.


Die Netzstoffrückseite fand ich nicht ganz so schön und habe mich daher für komplettes Abfüttern entschieden.

Die Futterstücke waren mit reichlich Nahtzugabe zugeschnitten, weil sich gern mal was verzieht. Die Bewegungsfalte im Rücken habe ich am Modell gesteckt und erst dann durch bügeln festgelegt. Die Teilungsnähte steckte ich genau auf die des Oberstoffs, um zu sehen, ob es an der Seitennaht passt oder ich wie hier noch etwas abnähen kann. Ein zu lockeres, durchhängendes Futter kann nämlich lästig sein. Die Kanten sind vorsichtig zurückgeschnitten und auf den Oberstoff genäht, damit beides dann zusammen eingefasst werden konnte. Am Reißverschluss nähte ich das Futter von Hand an. – Abgesehen von der Fleißarbeit, Schrägband herzustellen und wenn man weiß, wie es funktioniert mit den Taschen, ist es an sich ein überschaubares Projekt. Meine selbstgemachte Schneiderbüste hat mir wieder gute Dienste geleistet, auch weil sie leicht und ohne Sockel schnell mal hin und her gewendet werden kann.

Diesen Beitrag verlinke ich auch mit dem MeMadeMittwoch!

 

13 Gedanken zu “Jeans – Steppweste

  1. stoffnotizen 5. Februar 2020 / 14:58

    Ein sehr interessanter Stoff! Erwartest Du einen Denim-typischen Wash-Out-Effekt? Wäre bestimmt sehr special bei dieser Steppung. Für Denim konstruiere ich mir auch lieber Teilungsnähte als Abnäher. Sehr schöne Prozessbeschreibung! Liebe Grüße!

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    • formspielerins werke 5. Februar 2020 / 15:25

      Ich hoffe, dass der Stoff so bleibt, finde ich schöner. Tja, Jeanshosen haben wegen der Stoffdicke keine Abnäher und bei einem mehrlagigen Stoff wäre das wohl auch nichts. Ich habe mich mal wieder so richtig gehen lassen. Ob das jemand wissen will… ist egal, ich gucke da zur Not nach. Vielen Dank!

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  2. Siebensachen 5. Februar 2020 / 16:15

    Dass es sich bei deinem Stoff um einen fertigen Steppstoff handelt, habe ich in deinem ersten Satz doch glatt überlesen und dann in der Folge die Info gesucht …
    Ein sehr schönes Basicteil, da hast du recht; und die Kombinationsmöglichkeiten sind schon toll. Was mich verblüfft, ist, dass du die Weste über einem Sweater tragen kannst, sie aber über der doch deutlich dünneren Bluse nicht zu weit aussieht.
    Großartig gelungene Pattentasche, übrigens.
    LG
    Siebensachen

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    • formspielerins werke 6. Februar 2020 / 17:09

      Naja, man sollte vielleicht nicht unbedingt noch was über den Sweater anziehen. Wenn der Reißverschluss dann zu ist, wird es schon etwas enger. Danke!

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  3. fairnaehtblog 5. Februar 2020 / 20:04

    Hallo Regina,

    ich habe gerade von Deinen neuen „Nähskills“ gelesen. Bei dem was ich auf Deiner Seite schon alles gesehen habe wundert es mich, daß es für Dich immer noch Neues gibt. Für mich sieht das so aus, als ob Du mit der Nähmaschine groß geworden bist.

    Auch wenn ich weit weg bin vom Nachnähen ist es wirklich toll, daß Du uns hier immer alles so genau erklärst.

    Danke dafür!

    Viele Grüße,
    Anja

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    • formspielerins werke 5. Februar 2020 / 21:27

      😊Ja, habe viel bei Mutti zugeschaut! Aber da war ich eigentlich noch ein Kind… Endlose Geduld ist der Trick würde ich sagen.

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      • fairnaehtblog 5. Februar 2020 / 22:01

        Ich denke das merkt man 🙂
        Mein Problem beim Nähen ist, daß ich mir manche Vorgänge nicht vorstellen kann. Da brauche ich dann eine ausführliche Anleitung und die am besten auch mit Photos.
        Aber klar – geduldig sein bei solchen aufwendingen Projekten, wie man sie oft (immer) bei Dir sieht, hilft auch.
        Hab‘ noch einen schönen Abend.

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  4. seaofteal 5. Februar 2020 / 21:25

    Toll, dass Du es noch zum Link Up bei #SewYourWardrobeBasics geschafft hast! Deine Weste sieht super aus und steht Dir hervorragend. Ich bin sehr beeindruckt, wie sauber Du auch innen gearbeitet hast.
    Vielleicht gefällt Dir ja auch das Thema für Februar?! Ich würde mich freuen, wenn Du wieder dabei wärst.
    Herzliche Grüße,
    Stef

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  5. Sarah 5. Februar 2020 / 22:33

    Die Weste passt sehr gut zu dir und all den Kombipartnern… Wow, was für eine Modenschau… Die Taschen sind übrigens richtig schön! LG Sarah

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  6. Twill & Heftstich 6. Februar 2020 / 17:59

    Da ist Dir wirklich ein Basic gelungen! Fügt sich wunderbar in die vorhandene Garderobe und ist vielfältig kombinierbar. Ich mag ja Deine Technik-Passagen. Ich wusste zwar, dass sich die Zugaben für Bluse, Jacke usw. irgendwie unterscheiden, hätte aber nicht sagen kann, bei welchen Maßen… und von einer selbst gemachten Schneiderbüste träume ich auch. Danke & liebe Grüße Manuela

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